L'Eroica 2015

Bella Italia im Matsch und Schlamm

Am Donnerstag, also drei Tage vor dem Geschehen begann die harte Realität auf dem Parkplatz neben dem ausgewiesenen Zeltplatz in Gaiole. Nach mehr als 1500 km Fahrt war nur noch ein einziger letzter Platz frei, gerade wie geschaffen für meinen bepackten VW Bus. Ich wollte die nächsten Tage nah am Geschehen sein und auch von der Fahrerlager-Atmosphäre etwas mitbekommen. Direkt nach dem Einparken ging es vorbei an den sachlich nüchternen sanitären Einrichtungen zum voll erblühten Teilemarkt; mal sehen ob noch etwas da ist?

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Einige Händler kennt man und macht einen Bogen um sie, andere begrüßt man nett und findet wieder etwas an deren Stand. Der Tag war ein Erfolg und der zweite Tag wurde trotz Regen und Wind genauso gut.

Am Freitag kamen Holger und Birgit noch zur Startnummer Ausgabe und der Kerl mit dem T3 samt Frau und Hund erwies sich als größter anzunehmender Glücksfall als Nachbar….es wurde sehr nett beim Essen im Sportlerheim. So richtig bodenständig und gemütlich.


Die Wettervorhersage für Sonntag ließ nichts gutes Ahnen. Wir, die Truppe aus Norddeutschland, das waren Holger, Frank, Tobias, Manfred und Matthias, hatten uns für die 75 km Strecke mit 1900 Höhenmetern entschieden. Auch mit dem Gedanken vor dem starken Regen und dem Gewitter wieder im Ziel sein zu können. Aber die Praxis sollte der Theorie noch zeigen wo der Hammer hängt.

Ab vier Uhr in der Früh wurde es emsig auf dem Platz, die Fahrer der 135 und 209 km machten sich fertig und wurden per Lautsprecherdurchsage in die noch stockdunkle Toskana entlassen.

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Die Anspannung stieg. Nun trudelte Frank ein, wir trafen uns mit Manfred und Holgi und der Shuttle Bus spuckte Tobias vor unsere Füße. So rollten wir an den Start, trockenen Fußes und mit breitem Grinsen im Gesicht. Aber das verging uns bald. Es begann zu regnen, erst leicht, dann etwas mehr und dann noch mehr.

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Als sich dann das Wasser in unseren Schuhen heimisch fühlte fragte man sich schon: Warum?

Weil das damals auch so war?

Aber die negativen Gedanken wurden weggelacht und ein riesiger Baum wurde zur Fotokulisse.

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Der Sand knirschte zwischen den Zähnen, die Beine hatten wie alles andere auch Schlammfarbe angenommen, die Rückennummern waren nicht mehr zu lesen vor Dreck, ganz zu schweigen von den schönen Rahmen der Räder. Alle und alles war mit braunem Schlamm überzogen das wurde deutlich als wir bei einem Wolkenbruch ähnlichen Guß Schutz unter Bäumen suchten. Wir waren auf einer schlammigen Bergab Passage und zogen es vor wegen schlechter Sicht lieber den Schauer abzuwarten. Das dauerte dann doch etwas länger, lohnte sich aber und wir hatten danach noch mehr Respekt vor der Strecke.
Die Rastpunkte waren von allen sehr begehrt, wenn man auch nicht zu lange bleiben konnte ohne auszukühlen. Dem Wein haben wir erst spät gefrönt, auch so waren wir “gut dabei”.

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Nüchtern und bei voller Konzentration zu bleiben zahlt sich auf den ausgewaschenen Wegen und den steilen Passagen aus. Man fährt in unseren Breitengraden nicht gerade häufig auf so unwegsamen Pfaden. Da muß man beherzt den Lenker fest anpacken und versuchen die Spur zu halten. Es gab zum Ende hin zwei Abfahrten, die es in sich hatten. Die erste Abfahrt ging nach einer tollen Pause auf ca 1,5 km mit sehr engen Kurven verflixt steil bergab. Die Bremsen und Felgen wurden heiß und nicht nur bei Tobias aus unserer Truppe knallte ein Reifen weg. Während des Reifentausches sahen wir die Nachfolger den Berg hinunter rasen und hörten noch andere Reifen platzen. Am Ende der Geraden mussten hier alle abrupt vor einem Stop Schild anbremsen Das war leider suboptimal gelöst worden, ansonsten war die Strecke wunderbar und machte Spaß zu fahren. Eine mehrere Kilometer Abfahrt lange auf tollem Asphalt kam dann später noch dazu.

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Auch hier stanken die Bremsbeläge bald und wurden zusehends immer dünner, die Hände hatten einiges zu tun um die Bremsgriffe weiterhin zu zu drücken. Und dann kamen die ersehnten letzten Kilometer über wunderschöne Wege auf denen wir klitschnass, saudreckig, müde und voller Euphorie nur noch bergab bis nach Gaiole rollten um glücklich die Ziellinie zu überqueren.

Die Pasta Party wird hier nach dem Fahren abgehalten und wir konnten so alle nochmal zusammen sitzen und uns an den letzten Stunden erfreuen.
Bis dem einen und anderen die Augen zu fielen…..

Mal sehen wer nächstes Jahr dabei sein wird?

8. Oktober 2015 / Michael