NO CLASSICS - warum ich die Cyclassics nicht mitfahre ...

Einigermaßen regelmäßig werde ich gefragt, ob ich auch bei den Cyclassics, diesem größten Radrennen aller bewohnten und unbewohnten Planeten für Jedermänner und Jederfrauen teilnehme. Die Frage beruht vermutlich auf der Tatsache, dass ich mich hin und wieder auf einem Rennrad fortbewege und vielleicht sogar, so meine Hoffnung, ein wenig sportlich wirke. Ich verneine dann stets, prompt und ehrlich. Nein, da fahre ich nicht mit; gelegentlich erwähne ich sogar (mutig), dass ich da überhaupt nicht mitfahren möchte. Ich war zwar vor ein paar Jahren einmal angemeldet, weil ich mich hatte beschnacken lasse, mein Rad hatte dann aber just am Vortage des „Events“ einen kapitalen Aussetzer, weshalb es und ich dann zu Hause blieben.

Um wertvolle Lebenszeit aller Beteiligten zu sparen, habe ich mich also einmal hingesetzt und die Gründe meiner Nichtteilnahme aufgeschrieben. Ich werde diese auf Toilletenpapier – zwei- oder sogar dreilagig, das weiß noch nicht so genau – ausdrucken und bei zukünftigen Ausfahrten auf dem Rennrad in einem kleinen Gefrierbeutel dabei haben, um im Fall der Fälle, der Frage nach der Cyclassics-Teilnahme, mein kleines Manifest dann ohne großen verbalen Firlefanz dem Fragesteller, der Fragestellerin feierlich und möglichst bedeutungsschwanger überreichen zu können.

Die ganz Neugierigen finden den Text im Folgenden dokumentiert.

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Ich fahre die Cyclassics NICHT mit, …

 … weil mir die Veranstaltung zu klein ist. Ich nehme in der Regel erst an Veranstaltungen teil, die mindestens 100.000 Besucherinnnen und Besucher umfassen; also Events wie der Kirchentag, Vatertag, Sperrmüll oder Bundestagswahlen.

… weil ich als Neuling, Newcomer und Newbie von ganz hinten starten müsste. Da ich aber ein ziemlich rasanter und imposanter Radfahrer bin und echtes Racerblut in meinen Adern pulsiert, würde ich folglich an hunderten und tausenden, vielleicht sogar zehntausenden Teilnehmern vorbeipreschen und diesen dabei ein unschönes Feeling, möglicherweise sogar ein traumatisches Erlebnis verabreichen. Da ich jedoch ein echt netter und sozialer Typ bin, verzichte ich einfach auf die Teilnahme.

… weil der Anblick von zehntausenden rasierten Frauen- und Männerbeinen mich irgendwie, wie soll ich sagen, aufwühlen würde …

… weil ich ansonsten am Vorabend und in der vorherigen Nacht nicht mehr als sechs oder sieben Bier trinken könnte. Und das am Wochenende!

… weil der Startort in Hamburg und nicht in Tokyo liegt. Mit dem Rennrad zu einer Radsportveranstaltung fahren geht gar nicht, meiner Meinung nach. Die Teilnahme bekommt deutlich mehr Gewicht, wenn man per Flugzeug, Nightliner, SUV, Schnellzug und ähnlichem anreist.

… weil ich ohnehin jeden Tag über die Köhlbrandbrücke mit dem Rad fahre.

… weil eine Strecke von 155 Kilometern so lächerlich gering ist, dass es überhaupt nicht lohnt, Trikot, Rennradschuhe und den ganzen Schnickschnack anzuziehen. Von den anderen Streckenlängen von 100 und 55 Kilometern soll an dieser Stelle einmal lieber überhaupt keine Rede sein.

… weil es jetzt sowieso für eine gute Frühform zu spät, für eine gute Spätform zu früh ist.

… weil mir über 20.000 Lutscher auf einen Haufen etwas zu viel sind.

… weil die Veranstaltung vermutlich ohnehin zu früh anfängt, oder?

… weil ich nicht den Wald vor lauter Bäumen, die Straße vor lauter Rennradfahrern sehen könnte.

… weil meine Mutter sich dann einfach viel große Sorgen machen würde.

… weil ich mich nicht entscheiden könnte, was ich anziehe … ganz in schwarz? HSV-Trikot? Superman? Teppich-Kibek?

 … weil … weil … weil …

 … weil man in Hamburg „tschüß“ sagt.

Allen Teilnehmerinnnen und Teilnehmern wünsche ich gleichwohl viel Spaß und Freude und eine unfallfreie Fahrt! Man sieht sich (nicht).

Hamburg, den 20. August 2014 / Lars A,