L´Etrusca 2015

Die Möglichkeit das kalte und nasse Norddeutschland für ein paar Tage im März verlassen zu können, das war doch zu verlockend. Wenn man mit dem Rad im Gepäck in der sonnigeren und wärmeren Toskana eine neue Veranstaltung besuchen darf….wer kann dazu schon nein sagen?
Während der Radsaison gibt es nun schon mehrere Veranstaltungen pro Monat in allen Teilen Italiens, am bekanntesten ist sicher die L‘Eroica  in Gaiole. Da dies aber mittlerweise eine ausufernde Großveranstaltung geworden ist, finden die kleinen neu aufkommenden immer mehr Zulauf. Dort weht er dann wieder, der Geist der frühen Jahre, alles ist noch nicht so perfekt geplant und durchgestylt. Eine Prise Ungewissheit, etwas Überraschung und viel Enthusiasmus, das ist was die kleinen zum besonderen und so interessant macht.
Also habe ich die italienische Anmeldeprozedur hinter mich gebracht(Paola am anderen Ende der Leitung sei Dank!) und auf einen spannenden Kurzurlaub gefreut. Nach einem Stopp im Schwarzwald ging es mit dem Auto weiter in die Schweiz. In der lag sogar noch Schnee, was wir im Norden dann doch schon hinter uns gebracht hatten. Die Wettervorhersage stimmte mich aber heiter auf sonnige Tage in der Gegend von Livorno und schon einige Stunden später behielt die Vorahnung recht. Schon Dunkeln bezog ich das Nachtlager im Auto indem ich alles einmal auf links krempelte und mir so ausreichend Platz zwischen dem Rad und der Sitzbank verschaffte. Die Aussicht auf dem kleinen Campingplatz an der Küstenstraße war nicht so besonders verheißend.

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Am nächsten Morgen nach einer doch frischen Nacht sah ich die Welt mit anderen Augen:

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Und ab ging es in den Ort, erst mal ordentlich frühstücken und das Gefühl haben „angekommen“ zu sein.

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Zu sehen gibt es ja immer etwas….zwei „Portarini“?

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In Livorno spürt man überall die mondäne Vergangenheit und die ausladenden Gebäude sind schon beeindruckend. Leider haben sich auch hier die Global Player breit gemacht und man muss schon in die Seitenstraßen ausweichen um urtypisches oder das spannende und andersartige zu finden.
Das Frühstück dauerte doch etwas länger, denn ein fetter Regen entlud sich über die Stadt und ich weigerte mich im Regen weiter zu butschern. Bei dieser kurzen Ausfallerscheinung des guten Wetters sollte es aber auch bleiben. Der Aufenthalt im Cafe wurde allerdings noch zu einer besonderen Überraschung und einem unerwarteten Glücksfall:
Meine St. Pauli Radsport Klamotten öffneten mir eine Tür in eine andere „globale“ Welt. Der Besitzer des Cafés und seine Angestellten sind braun-weiße Anhänger und luden mich spontan ein. Da ich nicht zahlen durfte, sammelte ich die letzen Fan-Laden Aufkleber zusammen und konnte ihnen wenigstens so danken. Komisch, seit dem kommen wundersamer weise immer mal Aufkleber im Laden an.  Grazie!
Die Anmeldung zur Veranstaltung fand in den Räumen der Pferderennbahn statt, was später noch eine besondere Rolle spielen sollte. Auf dem befestigten Gelände zwischen den Gebäuden war auch der Teilemarkt aufgebaut. Eigenartig ist es wenn ein italienisches Auto mit Rennrädern zum Markt fährt die in einem Anhänger mit holländischem Kennzeichen stehen, ist das „Re-Import“? Jedenfalls war das Angebot an Rädern und Teilen für die Erstveranstaltung freudig mannigfaltig und die Preise recht human; so human sogar, das ich mehrmals mit dem Rad die erstandenen Schätze zum Campingplatz fahren durfte.

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Später dann am Samstagnachmittag begann die kleine Ausfahrt durch den Ort. Zu dieser sollte man sich im Vorfeld mit einem Partner als Zweierteam anmelden. Konnte ich ja nicht, da ich als Alleinreisender unterwegs war…aber vor Ort hat man das schnell geregelt und ich wurde Fabio an die Seite gegeben einem freundlichen und englisch sprechenden Stahlradverleiher aus der Umgebung der auch einen Stand auf dem Teilemarkt hatte. Gestartet wurde in Zweiergruppen im Minutenabstand und die ersten paar hundert Meter ging es von der Polizei eskortiert bis zur abgesperrten Strecke. Es wurde eine Schleife am Rand des Ortes gefahren und nach kurzer Zeit kamen wir der Rennbahn wieder sehr nahe. Nun durften die Teams die Pferderennbahn sehr genau kennenlernen, vielleicht auch etwas zu genau?

Als Team nebeneinander sollte man ohne Zeitnahme-Hilfsmittel das Oval dieser Rennbahn möglichst gleichmäßig in einer bestimmten Zeit umrunden. Soweit so gut. Nur dass es eine Galopp-Rennbahn in Betrieb ist.  Also war die Bahn dementsprechend beschaffen…eine Buckelpiste erster Güte! Auf den schmalen Reifen war das wahrlich kein Vergnügen und man hatte gut damit zu tun sich irgendwie einen Weg durch die Hufspuren zu bahnen, während die Knochen kräftig durch geschüttelt wurden…..Aber lustig war es trotzdem, so etwas macht man ja auch nicht alle Tage und zuhause ist das ja undenkbar.
Dem ABC wird es wohl schwer gelingen in Bahrenfeld die Bahn nutzen zu dürfen um dort mit einem Haufen Alteisentreter seine Runden zu drehen… Wenngleich es eine Wohltat sein muss aber den Spuren der Traber zu fahren anstatt durch tiefe Galopperlöcher zu staksen.
Welche Zeit wir erreichten? Keine Ahnung, aber das auch gar nicht mehr wichtig. Es war ein echter Spaß und wir freuten uns daran den nachfolgenden beim kraxeln im langsamen Tempo zuzusehen.

Am Sonntagmorgen ging es vom Campingplatz auf zum Startplatz mitten im Ort direkt an der Waterkant. Hier fielen die doch wenigen Eingang und Vorkriegsräder auf, es waren fast nur Rennräder der 60er bis 80er Jahre vertreten mit mindestens 8 Gängen, mir schwante böses…Warum habe ich den bergtauglichen Kranz bloß zuhause gelassen, warum nur?

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Die begleitende Karawane aus Automobilen und Motorrädern der 50er bis 80er Jahre erwartete schon früh die Teilnehmer. Ein privates Team leistete sich sogar einen Servicewagen, deren Fahrer fahren alle auf gleichen Legnano Rädern mit.

Auch am Start war auch die Brigata Preneste, eine Truppe die mit Gepäck auf ihren Rädern anreiste und ohne Servicewagen oder Betreuer auskam aber dafür mit umsomehr Spaß und immer einem Lied auf den Lippen auf der Strecke anzutreffen war. Vielleicht schafft der ABC das auch bald so aufzutreten, …..wir arbeiten daran!

An einem schicken, alten herrschafftlichen Gemäuer war der erste Verpflegungspunkt aufgebaut, und die Sonne entfaltete nun auch ihre Kraft.

Das einzige Mal, dass ich auf Alessandra vom Livorneser Club warten durfte,… nach dieser Steigung wartete sie netterweise immer auf mich….sehr geduldig hatte man sich hier des tedeschi angenommen….“der arme, er hat doch keine Berge zuhause…, er kennt das so nicht.“ Locals können auch sehr nett und auskunftsfreudig sein, sie war ein wunderbarer Tourguide auf der Strecke.

Nach so manchen langen Steigungen freute man sich auch über einen der Brunnen zum Trinkflaschen auffüllen.
Wenn es morgens auch noch kühl war, so war der Tag mit seinen vielen Sonnenstunden und den vielen Hügeln nun schon nicht mehr ganz ohne….

Als das Meer durch die Häuser hindurch wieder zu sehen war freute ich mich darauf endlich bald wieder in flacheren Gefilden fahren zu können…

Aber nach einer Kurve kommt bekanntlich die nächste Kurve.
Und da waren sie wieder meine drei Probleme: die fehlende Übersetzung noch zwei andere
Unzulänglichkeiten…..

Aber für solch eine Aussicht lohnt er sich eben doch das Klettern (per Rad und auch einiges zu Fuß eben ohne die richtige Übersetzung und/oder die richtigen Beine).

Im Ziel gab es noch eine Präsenttasche unter anderem mit einer Flasche Wein und, was eher ungewöhnlich ist, einer großen Flasche Duschbad.
So konnte ich nicht nur Eindrücke, nette Erinnerungen, neue Bekanntschaften,
feine Teile, Klamotten sondern auch etwas praktisches für Zuhause mitbringen. Anstatt:
„ Noch ein Rad? Du hast doch schon eins!“

Und ja, ich brachte doch noch ein Rad mit und es  war netterweise sogar ein Geschenk:


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