Eines Tages im Jahr 2014 sprach Basti von einer Fahrradausstellung im Park irgendwo in den Vereinigten Staaten. Das klang gut und sah sehr gut aus. Vielleicht könnten wir ja auch … So sprachen wir das HausDrei in Altona an und fragten nach, ob wir in Kooperation mit Ihnen so eine Ausstellung durchführen könnten. Wir durften und legten den Termin in die Mitte Mai, der Fahrrad-Flohmarkt sollte an beiden Tagen zeitgleich stattfinden.
Riesiges Glück hatten wir mit dem Wetter am 23. und 24. Mai, denn der Regen hörte gerade noch rechtzeitig auf. So konnten in Ruhe die Räder im Park besichtigt werden.
Für ein wenig Spaß sorgte auch die Rikscha.
Unsere “Schatzkammer” befand sich im Saal im HausDrei. Hier zeigten wir historische Fahrräder, Fahnen und andere Exponate, die wie die von Richard Schulz und Guschi Köping häufig einen Hamburg-Bezug hatten.
Am Sonntag konnte zudem eine Radball-Demonstration und eine Vorführung auf dem Kunstrad bestaunt werden, was beides sehr gut ankam.
Kurzum: es war eine große Freude, die kleine Ausstellung für die interessierte Öffentlichkeit zusammengestellt zu haben, ganz ohne Eintritt versteht sich.
Ein ganz großes Dankeschön an das HausDrei und vor allem Anja! Vielen Dank auch an die vielen Besucherinnen und Besucher und natürlich auch an die Helfer/innen vom ABC. Recht schnell beschlossen wir, die “Altonaer Bicycle Days” jedes Jahr durchzuführen.
Vergangenen Sonntag (1. Mai) waren wir auf dem Maifest der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe. Danke an Antonia für die Einladung. Hier seht Ihr ein paar Fotos …
Eingebettet in die
Berlin Bicycle Week, fand vom 18.03. - 20.03.2016 die Berliner
Fahrradschau in den Hallen der STATION-Berlin (ehemalige
Posthallen) statt. Und dies war ein guter Grund, mal wieder in die
Hauptstadt zu fahren.
Um zu verdeutlichen,
was die Berliner Fahrradschau ist, möchte ich das
Programmheft zitieren:
Das Herzstück
der Berlin Bicycle Week
Mit ihrem
zeitgemäßen Kurator-Konzept, nonchalanter Festival-Atmosphäre,
trendigen Bikes vom Start-Up-Brand bis zum Global Player, stilvoller
Fahrradmode, Accessoires und Kult-Events ist die BFS der unabhängige
und authentische Hotspot der Fahrradkultur.
Mit anderen Worten:
Ich war eigentlich nicht Bestandteil der Zielgruppe dieser Messe, was
ich jedoch schon vom letzten Besuch 2015 wusste. Und das Besucherpaar
vor mir an der Kasse diskutierte ja auch über einen Sonderpreis für
Senioren, der aber auf Grund des (vermutlich) geringen Zulauf dieser
Altersklasse nicht im Kassensystem vorgesehen war.
Die Hallen
unterteilten sich grob in folgende Bereiche:
In dem zentralen
Bereich waren Fahrradhersteller, Rahmenbauer und Zubehör
untergebracht. Komischerweise wurde hier ein Ferrari für EUR
250.000,00 angeboten. Auf einer Fahrradmesse! Hier stellte auch ein
schwedischer Hersteller seine Hochrad-Nachbauten aus, die Samstag
auch auf dem Tempelhofer Feld zu einem Hochradrennen antraten.
Außerdem konnte man
hier Fahrräder mit Holzrahmen (gab es von verschiedenen Anbietern)
entdecken.
Im Nachbarbereich
lag der Schwerpunkt auf E-Mobility, Lastenräder und Reisen. Im
ersten Stock war Kinderbespaßung mit Laufradrennen, Trial und
Ruhezonen für die Eltern. Da es hier nicht so quirlig war, legte ich
dort mal eine Kaffeepause ein.
Ein weiterer Bereich
deckte Urban Lifestyle und Velo Couture ab. Hier gab es
trendige Klamotten, den Gin-Ausschank und alte Stahlrennräder.
Außerdem stieß ich auf den Stand des belgischen Fahrradherstellers,
der mein Lastenfahrrad geliefert hat. In Berlin stellte er eine
E-Bike-Studie vor, die meinem Fahrradhändler (er ist die Hamburger
Vertretung dieser Marke) nicht gefallen wird. Dieser hat irgendwie
eine generelle Abneigung gegen E-Bikes. Er versucht schon seit
Monaten, mir dieses Fahrrad ohne Motor, dafür aber mit
2-Gang-Automatik zu verkaufen….
Mein
Lieblingsbereich war jedoch die EVENT AREA. Und speziell das
Bike Polo fand ich sehr spannend. Die Spiele waren auch der Grund
dafür, dass ich länger auf der Messe blieb als gedacht.
Wenn die
Bike-Polo-Teams pausierten, nutzen BMX- und Kunstrad-Fahrer den Platz.
Nebenan waren
verschiedene Bereiche für Trial-Fahrer aufgebaut. Ich hätte nicht
gedacht, dass man bergziegenartig mit dem Rad „Felsformationen“
hochklettern könnte.
Nach ca. 6 Stunden
machte ich mich mit meinem Klapprad wieder auf den Weg in Richtung
Unterkunft. Mehr zufällig entdeckte ich dabei einen neu angelegten
Fahrradweg, der mich schneller als gedacht ans Ziel brachte.
Ich durchforstete mal wieder unseren Lieblings-online-Marktplatz nach brauchbaren Fahrradteilen und stieß auf ein schlecht gemachtes Angebot mit drei nichts sagenden Fotos eines ziemlich runtergerockten Rennrads.
Der Rahmen war teillackiert und die Fotos ließen etwas goldenes erahnen. Es gab keine brauchbaren Angaben, aber eine Handy-Nummer. Der Anruf war mehr als enttäuschend, da der Anbieter Hardcore-Schwäbisch sprach, keine Ahnung hatte und auch sonst nicht gewillt war, sein Idiom zu zügeln - also blieb mir nichts weiter übrig, als das Ende der Auktion abzuwarten und siehe da, ich bekam den Zuschlag.
Das Rad traf ein und sah genauso schlimm aus wie auf den Bildern. Ich habe leider keins vom Komplettrad, aber die Einzelteile sprechen für sich.
Wie man schon sehen kann: der Rahmen ist komplett untervegoldet, also verchromt und mit einer dünnen Goldauflage versehen. Der Hersteller des Rahmens war mir ein Rätsel. Als ich aber mit einem schmutzigen Lappen über das Sitzrohr wischte, wurde ein Schriftzug erkennbar, wo mal ein Name aufgeklebt war.
Schwer zu fotografieren, aber da stand “AL HENRY”. Recherche im Netz ergab, dass AL HENRY ein Fahrradladen auf der Schwäbischen Alb war, der in den 90er Jahren Rahmen aus Italien bezog und mit eigenem Logo verkaufte und dieser hier ist von Cratoni aus Columbus SLX Rohren.
Den Rahmen zu entlacken, erforderte natürlich eine schonende Lösemittelmethode und ich möchte hier keine Schleichwerbung machen, aber “Lack ab” von Molto ist das Mittel der Wahl. Eine grau-weiße Pampe, die besser wirkt, wenn man die Einwirkzeit mit Alufolie verlängert. Das Ergebnis ist sensationell: wenn man die Alufolie über Nacht drauflässt und dann entfernt bleibt die Lackschicht vollständig daran haften.
Was zum Vorschein kam war allerdings schon schön.
Und das Endergebnis im Sonnenlicht erst.
Der Rahmen von Cratoni mit innen verlegten Zügen, interessanter Ansatz der Hinterbaustreben, extrem kurzer Radstand mit eingedelltem Sitzrohr, Aero-Gabelkopf mit Columbus-Gravur - mit einem Wort: ein Traum.
Nachdem die Teile gereinigt und ergänzt waren…
… hier das Ergebnis:
Ach ja, gold-eloxierte Pelissier-Hochflanschnaben und eine vergoldeten Flaschenhalter hat es auch.
Wir haben uns heute einmal um unser “1908er”, das Herrenrad noch unbekannter Marke vermutlich um 1910, gekümmert und auseinander gebaut. Jetzt muss nur noch das Tretlager gereinigt und gefettet, passende Pedale gefunden werden … und dann wird aus der Summe der Teile wieder ein Fahrrad, das durch Hamburg fahren kann.
Vor 2 Jahren erreichte mich die Nachricht, dass in Volksdorf ein Fahrradhändler sein Geschäft aufgibt und alle Restbestände verkauft werden sollen. Im Keller des Ladens stand ein mit Ofenbronze lackiertes Rad (inkl. lackierter Reifen), welches seine besten Tage lange hinter sich hatte. Es diente die letzten Jahre als sog. “Gutschein-Fahrrad” und wurde Kunden symbolisch z.B. unter den Weihnachtsbaum gestellt, wenn sich die Lieferung des neu bestellten Fahrrads verzögerte. Nachdem ich Herrn Prager versprochen hatte, mich gut um das Rad zu kümmern, durfte ich es mitnehmen. So fing die Geschichte an….
unter der dicken Bronzeschicht kommen Reste des wunderschönen hellblau/grauen Original-Lacks zum Vorschein…
Die Diamantwerke hatten ihre Rahmen doch tatsächlich vor dem Lackieren grundiert, was in den 40er Jahren nicht häufig der Fall war. Bei vielen anderen Herstellern wurde der Lack direkt auf den blanken Stahl lackiert, was natürlich nicht besonders haltbar war.
Am Unterrohr erscheinen Reste vom alten Schriftzug….. Leider ist der Lack zu schlecht vom Zustand um ihn zu erhalten. Schade, also heißt es vorsichtig den Lack per Hand abzuschleifen, und dann mit einer neuen Lackierung zu starten.
Der Stahl ist in erstaunlich gutem Zustand. Dank der wiederentdeckten Rahmennummer weiß ich jetzt, dass das Rad 1940 die Diamant-Werke in Siegmar-Schönau (Sachsen) verlassen hatte.
Frisch grundiert…
Die Gabel ist vom Verchromen zurück.
Jetzt sieht der Gabelkopf wieder aus wie neu :-)) Vor dem Lackieren wird der untere Teil der Gabel leicht angeschliffen.
Mein Lackierermeister Herr Jensen aus Steilshoop hat den originalen Farbton genau getroffen. “Vielen Dank Herr Jensen!”
Dann wird der Strahlenkopf abgeklebt, und es folgt die Lackierung in hell/Elfenbein.
Hier hat Niko Boer mit seiner Airbrush-Pistole ganze Arbeit geleistet. Danke Niko, für deine Geduld mit mir ;-)).
Langsam nimmt alles wieder Form an, die neuen Schriftzüge gibt es zum Glück als Reproduktion…
Gestern kam endlich das lang ersehnte Paket aus Ghisallo in Italien. Ich wollte immer schon ein Rad mit Holzfelgen fahren, jetzt endlich geht es los.
Danke Ulrich, dass du wieder mal die “Feinzentrierung” übernommen hast, nächstes Mal mache ich das selbst, versprochen ;-)).
Jetzt kann die Technik überholt werden.
Das Tretlager “bekommt sein Fett weg”
Einsetzen des Tretlagers mit Helmöler, auch hier immer schön viel fetten. Der Rest kommt in die Haare :-))
Eine neue Kette gibt es natürlich auch. Hier kommt eine Helmburg-Kette (new old stock) zum Einsatz.
So langsam wird ein Fahrrad draus.
Der Vorderrad-Stempelbremse (im Volksmund auch verächtlich Kackeschieber genannt) fehlte die Schraube mit Bowdenzug-Führung. Also fix eine passende Schraube dafür angepasst.
Den passenden Lenker hab ich bei Uwe Just “ausgegraben”. Das Fahrrad, von dem er stammte, muß über 70 Jahre alt gewesen sein. Woher ich das weiß? Ganz einfach: Das ließ sich an den einzelnen Lagen des Lenkerbands ablesen, für jedes Jahr eine Lage Lenkerband…… Und jetzt, einfach ein paar Stimmungsbilder .
"Art Deco" Steuerkopfschild
Gefiederter Strahlenkopf mit Holzfelgen
Dank auch noch mal an Frank für die Erstellung der Decals am PC.
Renn-Torpedo mit Flügelmuttern
Übersetzung 48/16
Et voila. Bei Zeiten mache ich noch ein Bild vor weißem Hintergrund. Kurz nochmal die Daten: Hersteller: Diamant, Modell 68, “das leichte Sportrad”, Baujahr 1940, gemuffter Rahmen aus Nahtlos gezogenem Chrom/Nickel-Stahlrohr, Felgen aus Buchenholz Ghisallo/Italien, Bereifung Draht 700x28C, Sattel Brooks B 17 selected mit handgehämmerten Kupfernieten, Renntorpedo mit Rücktrittbremse von 1940, Helmburg-Kette, Rennradlenker mit weißem Baumwoll-Lenkerband und Kork-Endstopfen, Vorbau aus Stahl verchromt, Übersetzung 48/16. Fachleute wissen, dass dieses Rad ursprünglich mit 26" Bereifung das Werk verlassen hat. Viele Fahrer hatten es sich jedoch schon seinerzeit auf 28" Bereifung umgerüstet, und ich finde es durchaus “zeitgemäß” es heute wieder so zu fahren. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten und besonders an meine Frau für ihre endlose Geduld….! Hamburg, den 29.11.2015 / Nico
Dieses gut erhaltene Herrenrad von Peugeot stammt laut Rahmennummer wohl ca. aus dem Jahr 1928.
Neben dem emaillierten Firmenschild am Steuerrohr mit dem Peugeot-Löwen findet sich dieser auch im Kettenblatt wieder.
Das Rad ist mit voll funktionsfähigen Gestängebremsen ausgestattet, die von innen in die Felge greifen. Um ein Laufrad auszubauen, müssen daher die Bremsschenkel aus ihrer Führung an den Gabelscheiden bzw. Hinterbaustreben ausgehakt werden - eine simple Lösung, die kein Werkzeug braucht. Das Rad hat daher einen Freilauf ohne Rücktrittbremse.
Ob die Lichtanlage aus dem Herstellungsjahr stammt oder nachgerüstet wurde, lässt sich schwer sagen. Vom Art-Deco-Design der Lampe her stammt sie jedenfalls aus der Zeit. Sie ist funktionsfähig: der Dynamo liefert Strom und im Frontscheinwerfer ist ein Batteriefach, so dass man mittels Schalter Abblend- und Standlicht anwählen kann. Das Rücklicht leuchtet mit facettiertem echten Glas.
Die Alltagstauglichkeit wird durch einen gefederten Ledersattel, zeitgemäße Schutzbleche mit Spritzschutz, Luftpumpe und Werkzeugtasche komplettiert.
Zu der merkwürdigen Farbe ist zu sagen, dass das Rad mehr oder weniger vollständig durch einen Vorbesitzer entlackt und zum Schutz gegen Rost mit einem matten Klarlack versiegelt wurde. Die Farbe des Originallacks ist an einigen Stellen noch zu sehen und ist am besten mit “celeste” beschrieben, dieses Mintgrün wie man es von Bianchi-Rennrädern kennt. Komplett in dieser Farbe muss es fabrikneu ein echter Hingucker gewesen sein.
Aber auch heute noch macht es Spaß damit zu fahren und es erregt Aufmerksamkeit - besonders auf Veranstaltungen wie den Cyclassics.
Neu in unserer Sammlung ist dieses Dreirad. Gerd schenkte es dem ABC, vielen Dank dafür noch einmal an dieser Stelle! Es ist mittlerweile wieder fahrbereit - dank Anton - und ist in einem Fahrradmuseum im südlichen Schleswig-Holstein deponiert (vielleicht erkennt jemand den Hintergrund …).
Das Rad ist historisch interessant. Es stammt aus DDR-Zeiten und ist ein handwerklich gut gemachter Eigenbau. Das “Thema” des Rades ist: wie ersetze ich mit einem Rad ein Auto und bekomme ein wenig mehr Komfort? Dies resultierte in der entspannten Sitzposition, den Transportmöglichkeiten (für Kind & Kegel), und vermutlich einem Wetterschutz (es gab wohl einen einhängbaren Regenschutz). Auch die Blinkeranlage erinnert an ein Auto. Über den Besitzer ist bislang leider nichts bekannt. Das Rad wurde nach der Wende für einen symbolischen Betrag auf einer bekannten Auktionsbörse im Internet ersteigert. Vielleicht weiß ja zufällig jemand etwas über das markante Gefährt?
Es macht auf jeden Fall eine Menge Spaß auf dem Rad zu fahren. Wir werden es bei Gelegenheit einmal “ausführen” und für Probefahrten zur Verfügung stellen - beispielsweise im Mai 2016 in Altona auf den nächsten Bicycle Days.
Dieses Tandem vermachte uns heute Michael, ganz herzlichen Dank dafür! Wir werden es überholen und die Lager fetten, damit auf zukünftigen Club-Ausfahrten auch ein Zweier-Team an den Start gehen kann. Wir freuen uns schon und werden berichten.
[Edit, 16.9.2015]: Wir haben uns um das Tandem gestern Abend einmal etwas gekümmert.
Das Rad hat sehr lange gestanden (20 Jahre?) – die Reifen haben sich von alleine aufgelöst.
Nach der Reinigung strahlen der perlmuttfarbene Lack und die Schutzblecke wieder.
Einige Decals waren teilweise verdeckt, jetzt können sie sich wieder besser entfalten.
Das Tandem wird ein echtes Schmuckstück werden und soll bald wieder fahrbereit sein. Wir werden dann noch einmal berichten …
Der Däne MikaelPedersen (1855-1929) war auf den Knochen schüttelnden Straßen mit
dem Sitzkomfort damaliger Fahrräder nicht gerade zufrieden. Darin
dürfte wohl der Antrieb gelegen haben, welcher zu einer
eigenwilligen Entwicklung führte. Abweichend von der üblichen
Rahmengeometrie baute Pedersen einen Rahmen, der quasi aus aneinander
gefügten Dreiecken bestand. Besonders herausragend war die
Sattelkonstruktion. Aufgehängt wie eine Hängematte verfügt der
Sattel über schwingende und dämpfende Eigenschaften.
Das Rad wurde in
England (1893) und in Deutschland (1894) als Patent angemeldet. Die
Räder, welche zwischen 1893 und ca. 1920 in Pedersens Wohnort
Dursley (Gloucestershire, England) gefertigt wurden, wurden auch
Dursley-Pedersens genannt.
Als der dänische
Schmied Jesper Sölling Anfang der 1980er Jahre im Freistaat
Christiania die Fertigung aufnahm, wurde er ob seines
wirtschaftlichen Erfolges von der etwas speziellen Kopenhagener
Gemeinde ‚geächtet‘. Seitdem baut Jesper Sölling die Räder in
Ebeltoft.
Seit Mitte der
1980er Jahre baut auch Michael Kemper in Erkelenz Pedersen Fahrräder.
Das Foto zeigt
ein Pedersen Tandem mit Holzfelgen. Gaiole, L’Eroica 2013
Im Juli 2011 wurde das StadtRAD Hamburg eingeführt und erfreut sich einer ungebrochenen und immer weiter steigenden Beliebtheit bei der Hamburger Bevölkerung und Besucherinnen und Besuchern. Aktuell existieren 131 Leihstationen mit insgesamt 1.650 Rädern, wie einem bekannten Internet-Lexikon zu entnehmen ist. Weitere Stationen sind geplant, nicht zuletzt, weil sich die Standorte in der Innenstadt ballen und in den Außenbezirken deutlicher seltener anzutreffen sind. „Gefühlt“ sind deshalb im Stadtkern auch deutlich mehr Räder unterwegs als es die Ziffer 1.650 vermuten lässt; zwar ist es – noch – keine Invasion der StadtRÄDER, aber es ist wohl nicht ganz falsch zu behaupten, dass die, wie soll ich es sagen, „markanten“ Leihräder das Hamburger Stadtgebiet mittlerweile in gewissem Maße mitprägen. Auch wenn ich persönlich diesbezüglich über keinerlei eigene Erfahrungen verfüge, so liegen die Vorteile und der große Reiz des Ausleihsystems auf der Hand, habe ich mir sagen lassen. Man kann per Smartphone die nächste Radstation ausfindig machen, sich dort einloggen, eine halbe Stunde kostenfrei zum Friseur oder zu einer in der Nähe gelegenen Pommesbude fahren, stellt das dann das rote Gefährt wieder an einer anderen Station ab, um sich dann den eigenen Geschäften, der professionellen Haarpflege oder der mehr oder minder gehobenen Schnellküche zu widmen. Nach der in der Regel kurzen Fahrt mit dem rund 20 Kilogramm schweren Ferrari-roten „Renner“ entledigt sich der User dann ebendiesem wie einem gesichts- und geschichtslosen Einkaufswagen und übergibt ihm seinen weiteren Schicksal in der Station.
Das gemeine StadtRAD
So weit, so gut. Pragmatismus mag durchaus seine Berechtigung haben. Ich bin teilweise selbst ein glühender Anhänger pragmatischer Lösungen. So finde ich beispielsweise Bierdosen recht praktisch. Aber: In Bezug auf Fahrräder und das Fahrradfahren kann und darf der Primat des Praktischen nicht der alles bestimmende Faktor sein. Die per eigener Muskelkraft erzeugte Mobilität auf dem Fahrrad ist zwar in der Tat äußerst praktisch, preisgünstig und gesund, wie man mittlerweile überall, etwa in der Apotheken-Rundschau lesen kann; sie ist aber auch ein ästhetischer Gewinn, der seit dem späten 19. Jahrhundert über Jahrzehnte geformt und gefestigt wurde und der das Fahren erst zum vollendeten Genuss macht. Dabei geht es beileibe nicht nur um eine möglichst hohe Effizienz, wie sie Rennmaschinen bereits seit der Zeit um 1900 angestrebt haben. Die Schönheit der Form eines Diamant-Rahmens, die harmonische Einfachheit klassischer Fahrräder erwärmt das Herz des Betrachters und des Fahrers gleichermaßen. Im Idealfall werden der Mensch und die „Maschine“ - das Fahrrad - zu einer Einheit, die um so inniger sein wird, wenn das Rad der Anatomie des Fahrers und der Fahrerin „entgegenkommt“ und deren Muskelkraft möglichst direkt in Bewegung umwandelt.
Das StadtRAD und andere Fahrradverleihsysteme sieht sich ganz offenkundig nicht in einer ästhetischen Tradition. Im Gegenteil, man hat den Eindruck, dass die StadtRÄDER möglichst unvorteilhaft, um nicht zu sagen: potthässlich aussehen sollen. Sie sind wie viele Automobile unserer Zeit kühle Instrumente der Mobilität und führen zu, ja mir fällt kein passenderer Begriff ein - visueller Umweltbelastung, mehr noch: optischer Umweltverschmutzung. Keine vier Minuten kann der geneigte Hamburger und die verehrte Hamburgerin mehr flanieren, ohne ein vorbeischleichendes StadtRAD zu sehen und vor allem ertragen zu müssen. Die durch das StadtRAD Hamburg betriebene „McDonaldisierung“ des Radfahrens ist eine Geißel unserer Zeit, macht sie doch die schöne und hehre Idee der Gleichheit zunichte, indem alle Akteure und Profiteure des Leihsystems gleichermaßen unvorteilhaft aussehen.
Doch nicht nur in ästhetischer Perspektive ist das StadtRAD eine Zumutung für den Freund und die Freundin traditioneller Werte und Formen. Wie sieht es denn mit den philosophischen und alltagskulturellen Implikationen und Folgekosten des StadtRAD-Kosums aus? Das StadtRAD ist ein Ding, ein unförmiges und potthässliches Ding, wenn ich mich ausnahmsweise einmal wiederholen darf, das dem Benutzer nicht gehört. Man braucht es nicht pflegen, man braucht die Kette nicht ölen, man braucht eigentlich gar nichts zu machen, außer ein- und ausloggen, vielleicht noch die Höhe des Sattels verstellen, der Rest wird dann heimlich, still und leise von städtischen Bediensteten verrichtet. Doch für welchen Preis! Ohne an dieser Stelle das Hohelied des Eigentums singen zu wollen, mündet die VerStadtRADisierung des urbanen Raums direkt in der sozialen Verlotterung. Ich kann dies im Übrigen durchaus profund beurteilen, da ich direkt gegenüber einer StadtRad-Station mein Domizil habe. Was wird dort herumgezerrt, minutenlang genestelt, genervt und hasserfüllt um sich geblickt, diejenigen aggressiv gemustert, die sich gerade das letzte StadtRAD gesichert haben. Das lässt sich selbst von dem wortgewandtesten Schriftsteller kaum in Worte fassen. Ich habe sogar schon einen StadtRAD-User beobachten können, der wutentbrannt das unschuldige, unförmige Leihrad mit brutaler Gewalt zu Boden geschleudert hat, weil irgendetwas nicht fuktionierte. Kurzum: das öfffentliche StadtRAD birgt und produziert solch ein Aggressionspotential, das einem angst und bange werden kann. Dies kann nicht im Sinne des Erfinders sein, der an Mobilität, Mobilität, Mobilität, …, Umweltschutz, Befriedung des öffentlichen Raumes und Förderung der persönlichen Gesundheit gedacht hat und doch nach Abwägung aller Vor- und Nachteile nachgerade das Gegenteil der eigentlichen Ziele erreicht.
Welch starker Kontrast bildet der StadtRADfahrer doch zum begeisterten Fahrradfahrer im Besitz eines innig geliebten Rades. Das Fahrrad dient nicht nur der Fortbewegung von A nach B, die Besitzerin und der Besitzer bauen doch vielmehr eine emotionale Bindung zu ihrem Rad auf. Man war damit auf dem Kiez, im alten Elbtunnel, beim Volksparkstadion, auf dem Mont Ventoux, usw. und verbindet die Erinnerungen daran mit seinem Fahrrad. Dies ist eine Schule der zärtlichen Erinnerungsarbeit, der Demut, der Moral, ein Dienst an der Liebe. Das StadtRAD hingegen ist das genaue Gegenteil, lieblose Uniformität im Namen des Totschlagarguments der Mobilität. Ohne mich. Ich sage „nein“. Und wollte zumindest vor den Gefahren des StadtRADs gewarnt haben …
Am Anfang war das Feuer. Und entfacht wurde es durch Anna. Anna ist von der Schweiz aus ans Nordkap, von dort nach Gibraltar und anschließend retour in die Schweiz gefahren. 14.116 km in fünf Monaten. Sie berichtete davon in einem ‚unterwegs‘ Heftchen des Deutschen Jugendherbergswerkes.
Damit war es um mich geschehen. So etwas wollte ich auch. Der Haken an der Sache, ich war erst dreizehn oder vierzehn Jahre alt, als ich dieses Heftchen in die Finger bekam. In den folgenden Jahren entwickelte sich aber alles auf dieses Ziel hin. Die erste dreiwöchige Radtour durch die Niederlande folgte mit fünfzehn und stellte den Auftakt zu zahlreichen Touren dar.
Im Winter 1983/84 wurde es dann allmählich ernst, die Aufregung nahm zu. Den Start für meine große Nordkap-Tour plante ich für Juni 1984, direkt nach der letzten Abitur Prüfung.
In den Wintermonaten verbrachte ich viel Zeit mit dem Studium von Straßenkarten sowie der Zusammenstellung der erforderlichen Ausrüstung. Aber was ist wirklich notwendig, wenn man erstmals zu einer Tour aufbricht, welche über 8.000 Kilometer bis nördlich des Polarkreises führt?
Trollstigen 1984
Getreu des Grundsatzes ‚Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum‘, blieb jedenfalls genügend Raum für Abenteuer. Eben die nicht planbaren Ereignisse mit ungewissem Ausgang, die doch letztendlich das Salz in der Suppe des Reisenden darstellen. In diese Kategorie fällt auch das ‚Reservehinterrad‘…smile. Aber das ist eine spezielle Geschichte.
Polarkreis Norwegen, 1984
Absolut zweifelsfrei war jedoch die Wahl des Arbeitspferdes. Unverwüstliche Robustheit, Leichtigkeit und Leichtlauf waren die angestrebten Eigenschaften. Natürlich fiel die Wahl auf ein Stahlross. Gab es Mitte der achtziger Jahre eh kaum sinnvolle (und bezahlbare (Titan)) Alternativen, so ist Stahl auch heute noch meine bevorzugte Wahl für Fahrräder. Und zwar nicht nur für diesem Einsatzbereich.
Dennoch kostete mich der Rahmen damals gefühlt ein Vermögen. Er basierte allerdings auch auf dem legendären 531er Reynolds Rohrsatz. Erstklassig in Dieren (Niederlande) von Hand gelötet, handelte es sich um eine echte Gazelle. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit der sogenannten ‚Semi Race‘ Geometrie brachte der Rahmen die positiven Eigenschaften von Randonneur- und Rennrad auf eine gemeinsame Spitze und wies auch bepackt ein super Handling auf. Auf diesen Rahmen war ich stolz wie Bolle.
Und er ist bis heute sein Geld wert. Komplettiert habe ich das Rad damals mit folgenden Komponenten :
Naben Campagnolo Record 40-Loch (Tandem) Felgen Weinmann (konkav) 32mm Drahtreifen Umwerfer/Schaltung Campagnolo Rally (langer Arm) Tretlager / Kurbelgarnitur Specialité TA 3-fach 52/42/32 Zahnkranz Regina 6-fach (13-23 oder 25?) Pedale Campagnolo Grand Sport Bremsen Weinmann Vorbau / Lenker 3ttt Sattelstütze Camapagnolo Grand Sport Sattel San Marco Concor Gepäckträger und Lowrider Blackburn
Mit den Gepäckträgern war ich besonders zufrieden. Die Träger hatte ich bereits einige Jahre zuvor von Jim Jennigs aus Colorado erhalten. Wir sind uns mal irgendwo in den Alpen begegnet und einige Tage zusammen geradelt. Sein Rad war mit diesen Trägern ausgestattet und ich fand sie total genial. Da damals Blackburn Produkte in Europa meines Wissens nicht erhältlich waren, war seine Direktimporthilfe absolut großartig.
Letzen Endes war meine Reise Gazelle deutlich teurer als mein erstes Auto. Aber das ist ja auch völlig in Ordnung, sagt der Radreisende…smile.
Nordkapp 1984
Unermüdlich hat mich meine Gazelle auf vielen Reisen durch diverse Länder getragen. Unbestreitbare Höhepunkte waren dabei die Nordkap Tour 1984 sowie die Trans Canada Tour 1985 (St.John’s, Newfoundland - Victoria, British Columbia ).
Mile ‚0‘ St. Johns, Newfoundland, Trans Canada 1985 / Trans Canada 1985
Zuletzt ging es 2001 durch Irland, noch immer mit den originalen Komponenten. In den Jahren danach fristete die Gazelle eher ein Gnadenbrotdasein.
Im Herbst 2012 griffen dann wieder die Flammen nach mir. Zufällig geriet ich in den Funkenflug von Carina Wolfram. Sie berichtete über ihre Teilnahme an der L’Eroica in der Toskana. Sofort loderte es wild in mir. Da will ich hin. Da will ich mitfahren. Teil sein, der Hommage an die Helden der legenden- und ereignisreichen Geschichte des Radsportes, deren Anfänge in den Staub der Schotterstraßen geschrieben wurde. Die Erfüllung der technischen Voraussetzungen für die Teilnahme an der L’Erocia stellte kein Hindernis dar. Stahlrahmen (nicht jünger als von 1987), keine am Lenker verlegten Bremszüge, keine Klickpedale etc. All das erfüllte meine Gazelle aus dem Stand. Es war eine wahre Wonne, sie bis zur kleinsten Lagerkugel zu zerlegen und wieder aufzubauen. Und zwar mit den Originalkomponenten. Es ist schon eine Klasse für sich, wie gut zum Beispiel Campagnolo Konen nach der absolvierten Laufleistung erhalten sind.
L’Eroica Toskana 2013
Die größere Schwierigkeit bereitete die Beschaffung eines passenden Wolltrikots. Wobei mit passend weniger die Größe, als vielmehr das Gesamterscheinungsbild gemeint ist. Schließlich fährt das Auge mit. Dank eines bekannten elektronischen Marktlatzes gelang mir jedoch der Erwerb eines absolut passenden Gazelle Trikots. - Auf in die Toskana! Da meine Gazelle es absolut nicht gewohnt war im Kurzstreckenbetrieb eingesetzt zu werden, musste es bei der L’Eroica 2013 natürlich die 205 km Runde sein… Und die hat die niederländische Antilope mit Bravour hinter sich gebracht. Die L’Eroica ist wirklich eine würdige Hommage an die Altvorderen und die weißen Schotterpisten der Toskana. Ein Kurs für Stahlräder und Stahlwaden. Only steel is real.
Finish, L’Eroica 2013
L’Eroica Finisher können nur müde über die empfindsamen Seelen der Fahrer von HighTechNASA Rädern lächeln, die lautstarke Proteste vom Zaun brechen, sobald es bei einem Radmarathon mal über nicht gebügelte Straßen geht.
Bei der L’Eroica geht es natürlich ums Radeln, aber auch um entsprechende Räder. Gaiole ist L’Eroica. An den Tagen um das Event gibt es einen fantastischen Teilemarkt mit allerhand Originalitäten und Kuriositäten. Und das trifft sowohl für die Fahrräder, als auch für die Fahrer zu. Fantastisch. Nichts zu kaufen geht eigentlich nicht. Meine fetteste Beute sind ein Paar Schutz’bleche‘ aus Buchenholz von dem alten Meister Ghisallo.
Auf der langen Autofahrt nach Norddeutschland entsteht bereits im Geiste, quasi um die Schutzbleche herum, ein Neuaufbau meiner geschichtsträchtigen Gazelle. Als Reiserad hat sie nun endgültig ausgedient. Inspiriert durch die wunderbaren alten oder auf alt getrimmten Räder in Gaiole, steht mein Entwurf fest, als ich einen Zwischenstopp im Ruhrgebiet einlege. Ich nutze die Gunst der Stunde, zerlege die Gazelle und gebe den Rahmen zum Lackieren bei meinem Lieblingsrahmenbauer Günter Krautscheid ab. Sein neues Leben soll der Rahmen in British Racing Green beginnen. Mit einer gekonnten nass-in-nass Lackierung (erst schwarz, dann giftgrün) wird ein in höchstem Maße zufriedenstellender Oberflächenglanz erzielt.
Über den Winter komplettiere ich den Rahmen mit den folgenden Komponenten.
Vorbau, Lenker Cinelli Lenker Walker Bar, Soma Bremsen Tektro R559 (nicht stilecht, bremsen aber deutlich besser als die alten Weinmänner) Bremsgriffe Tektro RX4.1 Lenkerband Leder, Brooks Steuersatz Campagnolo Record Sattelstütze Campagnolo Sattel Brooks Swift Naben Primato Pista fix, Miché Felgen Mavic Open Pro Drahtreifen Continental Super Sport Plus, 28mm Kurbelgarnitur 1 1/8“ Primato Pista, Miché Ritzel Edelstahl, Phil Wood Kette 1 1/8“ Izumi, vernickelt (läuft super präzise, längt sich kaum, in der vernickelten Ausführung gut witterungsbeständig)
Das Resultat der Tüftelei und Schrauberei ist auf den Fotos zu sehen.
Vintage Gazelle 2014
Für mich ist das Ergebnis ein ganz Besonderes. Die Geschichte des Rahmens ist untrennbar mit meiner persönlichen Geschichte verwoben. Und reflektiert nun im Stil eines Vintage Racers ein wenig auch die Geschichte des Radsportes.
Kieler Tweed Run Trim 2014
Ich muss zugeben, dass die Vintage Gazelle nicht bei nassem Wetter zum Einsatz kommt. Dennoch ist sie kein Museumsstück. Neben speziellen Veranstaltungen (z.B. Tweed Run) muss sie im Sommer auch für die eine oder andere sportliche Ausfahrt herhalten. Dafür wird vorher ein 16er Ritzel montiert und mit einer 100er Trittfrequenz bleibt im hügeligen Schleswig-Holstein auch manch ein High-Tech-Bolide achteraus. Und dann ist es wieder da, dieses Feuer….
Dieses charmante, kleine Damenrad von Bauer aus der Mitte der 1960er Jahre vermachte uns kürzlich Miriam. Tausend Dank noch einmal dafür, Miriam! Wir nehmen es gerne in unsere im Aufbau befindliche Sammlung historischer Fahrräder auf. Das Rad ist bis auf die Rückleuchte und die Reifen im Originalzustand, hat 26-Zoll-Laufräder, einen Lederimitat-Sattel, schmale Lenkergriffe und eine schöne blaue Farbe.
Wir werden es demnächst einmal gründlich putzen und fetten, damit es in Zukunft wieder durch unsere Stadt rollen kann.
Auf Ebay Frankreich habe ich vor einem Jahr dieses Rad günstig erstanden. Bereits nach zwei Tagen wurde es per Post angeliefert. Die wenig bekannte Marke „SIF“ steht für Simon Industries Frères, benannt nach dem Produzenten Fernand Simon. Es ist ein einfaches, aber robustes Modell.
Die Farbe ist etwas „speziell“ - bei Magenverstimmungen ist von einem Anblick abzuraten, bei Sonnenschein leuchtet das Rad allerdings sehr schön und kraftvoll.
Alle Verschleißteile befanden sich in einem sehr guten Zustand. Das Rad ist original, bis auf: - die Luftpumpe, die den Transport nicht überlebte - den Originalsattel, der nicht wiederbelebt werden konnte - die Klingel, die zu verrostet war - Haken und Riemen, die ergänzt wurden
Restauraurierungsumfang:
- das Rad wurde komplett zerlegt - Rahmen und Gepäcktäger wurden gereinigt und mit Owatrol behandelt - sämtliche Lager, Schaltwerk, Umwerfer und Bremsen habe ich zerlegt, gereinigt und neu geschmiert - alle Chromteile wurden mit Drahtbürsten und Stahlwolle entrostet und poliert - alle Aluteile wurden ebenfalls poliert - die Laufräder habe ich zentriert - eine Pedalachse wurde gerichtet - Schutzbleche wurden ausgebeult - zwei Nieten am Sattel wurden ersetzt - einen Bremszug, die Kette und Kurbelkeile habe ich erneuert
An einem kalten Januartag stöberte ich mal wieder auf Ebay Kleinanzeigen nach Fahrrädern. Nicht, dass ich wirklich noch eines gebraucht hätte, aber man weiß ja nie, was einem begegnet…… Tatsächlich stolperte ich über eine Anzeige: Älteres Herrenrad, Marke Elfe, blau …….
„Elfe“?? Bemerkenswerter Name für ein Fahrrad, das machte mich neugierig. Ich rief an und konnte das Rad am selben Tag besichtigen. Also auf nach Quickborn. Was für ein hässliches Entlein stand da im Vorgarten! Total verbaut, viel Rost und der Lackierung sah man die Jahrzehnte rüdesten Alltagseinsatzes an. Aber dieser wunderbare Name in verschnörkelter Schrift und die schöne stahlblaue Rahmenfarbe! Die Lager hatten kein Spiel und der Rahmen war nicht verzogen. Das Entlein hatte Potential und nach zähen Verhandlungen war das „Elfe“ dann für 53,50 € mein.
Wie alt der Rahmen genau ist (wohl 40er bis frühe 60er Jahre) oder Hinweise über die Marke konnte ich noch nicht herausbekommen. Laut Steuerkopfschild – mit einer tanzenden Elfe! - ein Berliner Händler.
Ziemlich schnell hatte ich dann die Idee, die schlafende Schönheit in einen Halbrenner zu verwandeln.
Nach gründlicher Reinigung und Behandlung mit Owatrol habe ich bisher folgende Umbauten vorgenommen:
Die Laufräder neueren Datums tauschte ich gegen 60er Jahre Stahlfelgen mit einer 62er Torpedo 3-Gang Nabe hinten.
Neue Bereifung: Schwarze Continentalmäntel ohne Reflektorstreifen.
Alte Frontlampe vorn und klassisches 50er Jahre Rücklicht nebst altem Reflektor hinten.
Ein brauner Brooks ersetzt nun den ursprünglich vorhandenen modernen Gelsattel.
Den schönen alten Vorbau bekam ich von Nico.
Zuletzt habe ich den großartigen Soma „Lauterwasser“, Leihgabe von Lars, verbaut. Der sieht richtig klasse aus an dem Rad, den geb ich nicht wieder her.
Seit Mai gab es in der Werkstatt viel zu tun, da meine Söhne ihre Seifenkiste fertig haben wollten!!!!!
Und so rückte das Woodrup leider etwas nach hinten.
Nun geht es aber weiter…..
Der Rahmen nach ausgiebiger Schleifarbeit
Grundiert und gefüllert sieht es dann schon ganz anders aus.
Eine ausrangierte Gabel dient als drehbarer Lackierständer :-).
3 dünne Schichten in frischem Lindgrün, ach ist das herrlich…
Natürlich müssen solche schönen Muffen farblich abgesetzt werden.
Die originalen Wasser-Abziehbilder fanden sich auch noch,
danke für “die Schriftzüge” Ulrich, jetzt wird wieder ein Rad draus.
Zuerst wollte ich die Wasserabziehbilder mit Klarlack überziehen, leider hatte der Klarlack was dagegen und löste die Abziehbilder an. Zum Glück hatte ich das vorher getestet, sonst hätte ich mich geärgert……..
Ich hatte mich schon gewundert, warum bei älteren Woodrups die Abziehbilder nicht unter Klarlack liegen, nun weiss ich ja warum.
Also wurde der Rahmen zuerst mit 2 Schichten Klarlack lackiert, dann kamen die Wasserabziehbilder drauf.
Zuerst war ich mir unsicher, ob die Farbkombination passt, aber jetzt finde ich das richtig gut. Hat evtl. noch jemand von euch “Reynolds 531 ST” Aufkleber für mich, die fehlen mir noch?
Und noch ein Detailbild von den wunderschönen Muffen, in den nächsten Tagen geht es weiter.
Eigentlich bin ich ja nicht so der Schrauber … Doch vor einigen Monaten nahm ich ein herrenloses Peugeot Tourenrad an mich, um es für jemanden wieder fahrbereit und nach Möglichkeit wieder schön zu machen. Basti übernahm die “Leitung” in diesem Projekt und führte mich bei der Gelegenheit gleich einmal in grundlegende Dinge ein, wie Tretlager herausnehmen, neu fetten, Laufräder zentrieren, Züge verlegen usw. Herausgekommen ist dabei Folgendes:
In der Gesamtansicht sieht es dann so aus:
Basti hatte die Idee, den Lenker umzudrehen, weshalb das Peugot einen leicht sportlichen Charakter bekam:
Der Ideale-Ledersattel konnte beim ersten Versuch noch nicht gerettet werden, vielleicht wage ich bei Gelegenheit noch einmal einen zweiten Versuch.
Das Rad fährt nun nach vielen Jahren Unterbrechung wieder auf den Straßen Hamburgs und erfreut tagtäglich seine neue Besitzerin. Also hat sich die Arbeit gelohnt und sie hat dazu noch eine Menge Spaß gemacht. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle an Basti!
Dieses Fahrrad, ähm, Trauerspiel, befindet sich seit zwei Tagen in meinen bescheidenen Räumlichkeiten. Mag die Ästhetik dieses historischen Fahrrads “ein wenig” auf der Strecke geblieben sein … doch ich habe zu dem Rad eine besondere Beziehung. Mein Vater kaufte es 1950 in einem Fahrradgeschäft in der Holzmühlenstraße und fuhr es im Alltag und auf Touren. Irgendwann vor zehn, fünfzehn Jahren wurde dem auffallenden rosa-kuperfarbenen Rahmen mit einer schwarzen Sprühdose der Garaus gemacht.
Das Rad ist ein Windthorst - “Windthorst Qualtätsbau” steht auf dem Steuerkopfschild - mit liebevoll gestalteten, verspielten Muffen, Dreigang-Kettenschaltung (original wohl von Cyclo) und Alufelgen. Die Marke Windthorst, über die ich bislang nichts in Erfahrung bringen konnte, war wohl sehr klein und nach dem katholischen Politker Ludwig Windthorst (1812-1891) benannt, dem wichtigsten Gegenspieler Bismarcks im “Kulturkampf” der 1870er Jahre. Windthorsts Konterfei prangt auf dem Steuerkopfschild und dem hinteren Schutzblech.
Ohne Genaues zu wissen, wage ich einmal die steile These, dass ein katholischer Fahrradhändler und -hersteller mit den Windthorst-Fahrrädern diesem katholischen Protagonisten deutscher Geschichte ein Denkmal setzen wollte. Wer Näheres wissen sollte, bitte melden.
Das Rad soll, falls möglich, von der schwarzen Farbe befreit werden und wieder in einen schönen, möglichst originalgetreuen Zustand versetzt werden. Ich werde beizeiten darüber berichten …
Für den anglophilen Schrauber dürfte vermutlich folgendes Buch von Interesse sein: “Cycling Book of Maintenance“ aus dem Jahr 1938. Vor wenigen Jahren gab es der englische Klassiker-Fahrradladen The Old Bicycle Company in einer kleinen Auflage als Faksimile heraus. Die Qualität des Reprints ist zwar lausig, aber dafür war/ist der Verkaufspreis recht niedrig. Der geneigte deutsche Leser lernt eine Menge englischer Fachbegriffe kennen, so er diese noch nicht in seinen passiven oder gar aktiven Wortschatz integriert haben sollte. Es wird allgemein in die Grundlagen und später auch Feinheiten der Fahrradreparatur und -pflege eingeweiht. „The beginner is given a full, constructive survey; the expert will find it a helpful book of reference.“ (S. xvii)
Funktionsweisen der jeweiligen Teile und ihre Abnutzung werden im Buch auf einfache Weise erläutert, Tipps werden gegeben zur Einstellung des Lenkers, zur Auswahl, Einstellung und Pflege des Sattels, zu Trommel- und Felgenbremsen, Dreigangnaben, Beleuchtung, dem Flicken von Reifen und vielem mehr. Schön ist ist auch die reichlich vorhandene Werbung, etwa von Reynolds (“Relise the added joys of lighter and brighter cycling tours, by ensuring that your next bicycle is built with Reynolds ‚531’ tube and Reynolds Light Alloy Components“, S. vi). Ganz am Ende des Buches wird dann noch einmal auf den Punkt gebracht, was die stetige Pflege und Wartung des eigenen Fahrrades letztendlich bewirken und bezwecken soll: „This book not only tells you how that maintenance may be effected; it also stresses the point that such maintenance pays big dividends in easy, trouble-free hours upon the open road.” (S. 67)
Cycling Book of Maintenance. An Easy-to-Follow Introduction to the Bicycle, Its Components & Accessoires (1938), Reprint, The Antar Press, 2009.
Im niederländischen Venlo findet alljährlich ein Markt für klassische Rennräder und Teile statt. Neben dem Markt werden unverkäufliche Räder ausgestellt, von denen wir hier einige zeigen.