Windthorst 3-Gang-Sporttourenrad (1950)

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Dieses Fahrrad, ähm, Trauerspiel, befindet sich seit zwei Tagen in meinen bescheidenen Räumlichkeiten. Mag die Ästhetik dieses historischen Fahrrads “ein wenig” auf der Strecke geblieben sein … doch ich habe zu dem Rad eine besondere Beziehung. Mein Vater kaufte es 1950 in einem Fahrradgeschäft in der Holzmühlenstraße und fuhr es im Alltag und auf Touren. Irgendwann vor zehn, fünfzehn Jahren wurde dem auffallenden rosa-kuperfarbenen Rahmen mit einer schwarzen Sprühdose der Garaus gemacht.

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Das Rad ist ein Windthorst - “Windthorst Qualtätsbau” steht auf dem Steuerkopfschild - mit liebevoll gestalteten, verspielten Muffen, Dreigang-Kettenschaltung (original wohl von Cyclo) und Alufelgen. Die Marke Windthorst, über die ich bislang nichts in Erfahrung bringen konnte, war wohl sehr klein und nach dem katholischen Politker Ludwig Windthorst (1812-1891) benannt, dem wichtigsten Gegenspieler Bismarcks im “Kulturkampf” der 1870er Jahre. Windthorsts Konterfei prangt auf dem Steuerkopfschild und dem hinteren Schutzblech.

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Ohne Genaues zu wissen, wage ich einmal die steile These, dass ein katholischer Fahrradhändler und -hersteller mit den Windthorst-Fahrrädern diesem katholischen Protagonisten deutscher Geschichte ein Denkmal setzen wollte. Wer Näheres wissen sollte, bitte melden.

Das Rad soll, falls möglich, von der schwarzen Farbe befreit werden und wieder in einen schönen, möglichst originalgetreuen Zustand versetzt werden. Ich werde beizeiten darüber berichten …

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Hamburg-Altona, den 22. August 2014 / Lars A.