Verchromt, vernickelt und verrostet – die 18. Velocipediade in Bad Segeberg (07.08-09.08.2015)

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Das jährliche Treffen des Vereins für Historische Fahrräder e.V. ist für viele Liebhaber und fahrradaffine Menschen ein fester Termin im Jahreskalender. Hier kann man sich auf dem Teilemarkt „eindecken“, über die verschiedenen Philosophien der Fahrradrestauration streiten und nahezu alle Themen der Fahrradkultur diskutieren. In diesem Jahr ist die Rennkoppel in Bad Segeberg, ca. 50 Kilometer von Hamburg entfernt, der Austragungsort. Ein paar Stände stehen schon auf dem Platz, als ich am Donnerstagnachmittag eintreffe. Und nach einer herzlichen Begrüßung stellen auch wir unseren ABC-Pavillon vor der klassichen Holztribühne, wo sonst die Pferdesportbegeisterten sitzen, auf.

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Am Freitagmorgen beginne ich mit Nico und Yvonne unseren Stand einzurichten: Wir hängen die Wimpel an, bestücken die Vitrine und stellen unsere Fahrräder vor dem Stand auf und harren der Dinge die da kommen. Die ersten Teilnehmer melden sich an und auf dem Vorplatz treffen immer mehr Menschen und Fahrräder ein. Wie bei jeder Velocipediade (Velo) wird auch in diesem Jahr mit der traditionellen Auktion begonnen, die im Innenraum der Tribüne stattfindet. Ab 14.00 Uhr wechseln unter der fundierten Moderation von Dirk Breiholz seltene Fahrradteile, Plakate, Emailleschilder und natürlich Fahrräder den Besitzer. „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“, – das Schweizer Ordonanzrad aus den 1920er Jahren, geht bzw. fährt, wen wundert`s, zurück in die Schweiz.

Von unserem ABC-Stand aus haben wir unmittelbare Sicht auf die gegenüberliegenden Stände an denen bereits rege verhandelt, getauscht und gefachsimpelt wird. 

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Viele Besucher kommen auch zu unserem Stand, bestaunen die Exponate vom ABC, vom Radballer Gustav Koeping, das Kinderhochrad aus der Fam. des Kuntsradmeisters Richard Schulz und blättern durch Nikos neuen Fahrradkalender für 2016. Sie erkundigen sich nach unserem Verein, fragen nach was wir machen oder kennen uns bereits. Und so geht es den ganzen Tag weiter bis in die späten Abendstunden. Uwe zeigt mir noch ein paar interessante Aufnahmen von einem Harburger Straßenrennfahrer und Marco erzählt von seiner Hochradsammlung, bis ich nicht mehr aufnahmefähig bin und alkoholgeschwängert mein mehr oder weniger bequemes Quartier im Auto beziehe.

Nach einer sehr kalten Dusche auf dem angrenzenden Tennisgelände, stehe ich am nächsten Morgen neben unserer ABC Leinwand. Heute ist die Ausfahrt auf historischen Fahrrädern für die sich alle schick gemacht haben. Sehr eindrucksvoll lassen sich viele Teilnehmer im historischen Gewand fotografieren. Es sind auch einige Kinder und Jugendliche darunter, die sich ebenfalls in „Schale geworfen“ haben. Die Stimmung wird noch besser, als der Himmel „aufreisst“, die Sonne heraus kommt und die ca. 150 Teilnehmer auf ihren vernickelten, verchromten und verrosteten Fahrrädern zum Wardersee starten. Auf halber Strecke machen wir ein Picknick auf einer leicht abfallenden Wiese am Fuße des Wardersees und haben genügend Zeit uns auszuruhen und zu stärken. Bei strahlendem Wetter und fast defektfrei sind die Meisten gegen 14.00 Uhr am Veranstaltungsort zurück. Als wir eintreffen, herrscht schon reges Treiben am ABC-Stand. Unser Vereinsmitglied Michael beantwortet bereitwillig alle Fragen und freut sich über unsere Rückkehr. Turbulent verlaufen auch die nächsten Stunden, in denen sich wieder einmal alles um das Thema Fahrrad dreht. Ich bin immer wieder begeistert, welche Leidenschaften manche Liebhaber entwickeln, auch wenn mich technikgeschichtliche Exkurse nicht immer so detailliert wie manchmal vorgetragen interessieren.

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Auf der „nagelneuen“ Uferprommenade in Bad Segeberg schaue ich mir später noch das „Hochradgleichmäßigkeitsfahren“ und die akrobatischen Einlagen der Hochradfahrer an. Sehr eindrucksvoll steuern die Hochradfahrer ihre Gefährte über die Prommenade am Segeberger See und das Publikum applaudiert begeistert.  Der Abend klingt im Restaurant Klüthsee aus, wo sich die ca. 170 Teilnehmer versammeln. Nach den Reden vom stellvertrenden Bürgermeister von Bad Segeberg und  dem Vorsitzenden des Vereins Historische Fahräder e.V. , Gerd Eggers, der besonders die Gemeinschaft im Verein hervorhebt und die Organisatoren lobt, freuen sich alle aufs Essen. Ich mache mich nach einem deftigen und sehr leckeren Abendessen auf den Nachhauseweg. Auf der zweistündigen Fahrt in den Sonnenuntergang hinein, zog ich ein durchweg positives Fazit. Die zahlreichen Begegnungen in Bad Segeberg haben mir wieder einmal gezeigt, wie facettenreich die Fahrradkultur ist, wie viel Leidenschaft bei vielen dahinter steckt und wie viele sympathische Menschen man in dieser Szene trifft.

Im Namen des ABC möchte ich mich ganz herzlich bei den Organisatoren Nils Gronmeyer und Kay Kelterer sowie bei den zahlreichen Helfern bedanken, die eine tolle Velo 2015 organisiert und durchgeführt haben. Ein besonderer Dank geht auch an unsere ABCer Nico und Yvonne Thomas, Michael Jahnke, Basti Grünow sowie Nico Boer, die ihre Exponate zur Verfügung stellten, „angepackt haben“ und den ABC an diesem Wochenende vertraten.

Olli Leibbrand